Ob im „normalen“ Internet oder auf Sozialen Netzwerken – Kinder und Jugendliche brauchen Medienkompetenz, um sich in einer immer mehr vom Digitalen bestimmten Welt von heute und morgen zurechtzufinden. Doch damit allein ist es nicht getan, findet der rheinland-pfälzische Bildungsminister Sven Teuber: „Wer surft, der muss wissen, wie das World Wide Web funktioniert. Wer auf Insta, Tiktok oder Snapchat postet oder chattet, der muss wissen, was ein Algorithmus ist und wie der wirkt. Es geht dabei um viel mehr als Nullen und Einsen, es geht um das Grundverständnis von Digitalität. Das müssen wir allen jungen Menschen vermitteln, denn es ist ein großer und immer größer werdenden Baustein von sozialer Teilhabe und damit von Bildungsgerechtigkeit. Zudem stärkt digitale Kompetenz immer auch Demokratiebildung.“
Rheinpfalz-Pfalz hat in den vergangenen 15 Jahren digitale Bildung und Medienkompetenz im Schulalltag massiv ausgebaut und dafür ein sehr breites und tiefes Angebot geschaffen – vom Programm „Medienkompetenz macht Schule“ über KI bis zum Digitalen Bücherregal. Jetzt wird auch das Fach Informatik und damit die digitale Grundbildung weiter gestärkt: Zum Schuljahr 2025/2026 startet Rheinland-Pfalz mit Informatik als Pflichtfach – zunächst an 28 Pilotschulen (siehe unten), bis zum Schuljahr 2028/2029 dann an allen weiterführenden Schulen.
In vier Stunden, verteilt auf die Klassenstufen 7 bis 10, gibt das Fach Antworten auf die entscheidenden Fragen informatorischer Bildung: Wie werden Informationen in einem Computer dargestellt und organisiert? Wie arbeiten Algorithmen und Programme? Wie funktioniert das Internet? Wo sind meine Daten und sind sie sicher? Wie betrifft mich KI und wie funktioniert sie? Wie funktioniert ein digitales Endgerät, also Smartphone, Computer, Fitnessarmband oder Spielkonsole? „Allein dieser Fragenkatalog zeigt: Es geht hier nicht um Nischenwissen für Nerds, sondern um ganz praktische, lebensnahe Fragen aus dem Alltag der Schülerinnen und Schüler“, sagt Teuber. „Somit wird der Informatik-Unterricht zu einem weiteren wichtigen und grundlegenden Baustein der Zukunftsbildung, neben der Vermittlung von Medienkompetenz, die wir in Rheinland-Pfalz als Querschnittsthema schon in vielen Fächern verankert haben. Informatorische und Medienbildung gehen bei uns Hand in Hand. Nur ein Beispiel: KI können dank der Plattform fobizz schon alle Schülerinnen und Schüler nutzen. Dank Informatik bekommen Sie dazu jetzt noch tiefer gehendes Hintergrundwissen.“
Teuber: „Wir nehmen uns Zeit und wir nehmen alle Beteiligten mit“
Natürlich ist die Einführung eines neuen Schulfaches immer auch mit großen Herausforderungen verbunden. „Deshalb nehmen wir uns genug Zeit und nehmen vor allem alle Beteiligten mit: die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte mit ihren Vertretungen, die Schulträger“, so Teuber. Zuversichtlich stimme ihn, das Rheinland-Pfalz sehr gut vorbereitet sei: „Wir haben bereits an einigen Schularten Informatik als Wahlpflichtfach, wir haben 21 Informatik-Profilschulen, Informatik ist Teil unserer MINT-Strategie – wir fangen also keineswegs bei null an. Und wir haben auch schon einen Lehrplan entwickelt, der jetzt auf Basis der Erfahrungen der Pilotschulen weiter ausgefeilt werden kann.
Die vier zusätzlichen Stunden Informatik werden folgendermaßen in die Stundentafel integriert:
- eine Stunde zusätzlich;
- Kürzung um eine Stunde im Fach Naturwissenschaften in der Orientierungsstufe und gleichzeitige Verschiebung einer Stunde Sport von der Mittelstufe in die Orientierungsstufe;
- Kürzung um eine Stunde in einer Naturwissenschaft (für Gymnasien in Physik) in der Mittelstufe;
- Kürzung um eine Stunde in einem weiteren Fach in Verantwortung der Schule. Dabei ist eine Kürzung in den Fächern Deutsch, Mathematik, Religion/Ethik sowie in den naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ausgeschlossen.
„Ministerium und Schulaufsicht werden die Schulen bei der Einführung des Faches ganz stark begleiten und unterstützen“, kündigte Minister Teuber an und sprach dabei insbesondere die digitale Ausstattung und die Lehrkräfteausbildung an. „In Rheinland-Pfalz sind in den vergangenen Jahren rund 460 Millionen Euro in die digitale Infrastruktur der Schulen geflossen und wir werden weiter kräftig investieren. Auch mit Blick auf das Pflichtfach Informatik wollen wir die DigitalPakt-Mittel verstetigen. Unsere Schulen müssen gut ausgestattet bleiben.“
Zudem verwies Teuber darauf, dass an vier von fünf Universitäten in Rheinland-Pfalz mittlerweile Informatik auf Lehramt studiert werden kann. Das Land habe den Quer-und Seiteneistieg erleichtert, ermögliche Fort- und Weiterbildungen für das neue Pflichtfach und nicht zuletzt wurde die verpflichtende Verbindung von Mathematik und Informatik im Lehramtsstudien gelöst. „Wir wissen, dass wir viele gute und qualifizierte Lehrkräfte für Informatik brauchen, deshalb werden wir uns darum in den kommenden Jahren sehr bemühen.“
Natalie Ahl ist Schulleiterin der Rheingrafenschule Wörrstadt und freut sich sehr, dass ihre Schule zu den 28 Pilotschulen in Rheinlandpfalz gehört. Die Vorteile liegen für Ahl auf der Hand: „Seit Jahren engagieren wir uns dafür, Schule digitaler und zukunftsfähiger zu machen – immer mit dem Ziel, unsere Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Welt von morgen vorzubereiten. Informatik spielt dabei eine Schlüsselrolle. Als Pilotschule möchten wir aktiv daran mitwirken, das Fach nachhaltig und praxisnah im Schulalltag zu verankern. Digitale Bildung ist für uns kein Zusatz, sondern ein zentraler Bestandteil zeitgemäßer Allgemeinbildung.“
Folgende Pilotschulen starten zum Schuljahr 2025/2026 mit dem Pflichtfach Informatik:
Westerwald-Gymnasium Altenkirchen
Werner-Heisenberg-Gymnasium Bad Dürkheim
Nikolaus-von-Kues-Gymnasium Bernkastel-Kues
St.-Willibrod-Gymnasium Bitburg
Privates Gymnasium Raiffeisen-Campus Dernbach
Gymnasium im PAMINA-Schulzentrum Herxheim
Gymnasium am Rittersberg Kaiserslautern
Burggymnasium Kaiserslautern
Hohenstaufen-Gymnasium Kaiserslautern
Siebenpfeiffer-Gymnasium Kusel
Veldenz-Gymnasium Lauterecken
Gymnasium Mainz-Mombach
Staatliches Eifel-Gymnasium Neuerburg
Regino-Gymnasium Prüm
Reichswald-Gymnasium Ramstein-Miesenbach
Gymnasium Saarburg
Privates Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Schweich
Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium Speyer
Wilhelm-Hofmann-Gymnasium St. Goarshausen
Humboldt-Gymnasium Trier
Helmholtz-Gymnasium Zweibrücken
Hofenfels-Gymnasium Zweibrücken
Integrierte Gesamtschule Emmelshausen
Integrierte Gesamtschule Morbach
Private Nikolaus-von-Weis-Realschule plus Speyer
Landgraf-Ludwig-Realschule plus Pirmasens
Paul-Schneider-Realschule plus mit Fachoberschule Sohren-Büchenbeuren
Rheingrafenschule Wörrstadt